Bitcoin vs Altcoins: Wie stark hängen ihre Preise zusammen?

Wie stark hängen die Preise von Bitcoin und Altcoins zusammen?
Die Preiskorrelation zwischen Bitcoin und Altcoins zeigt, inwieweit sich Kursbewegungen von Bitcoin auf die von Altcoins auswirken. Anders gesagt: Was passiert in der Regel mit Altcoin-Kursen, wenn Bitcoin steigt oder fällt? Es gibt verschiedene Methoden zur Messung dieser Korrelation, eine häufig verwendete ist der Pearson-Korrelationskoeffizient – ein statistischer Indikator mit einem Wert zwischen +1 (perfekt positiv) und −1 (perfekt negativ). In der Praxis sehen wir oft, dass viele Altcoins steigen, wenn Bitcoin steigt – und fallen, wenn Bitcoin fällt.
Wichtigste Erkenntnisse
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Die Preiskorrelation zwischen Bitcoin und Altcoins zeigt, wie sehr Kursbewegungen von Altcoins mit denen von Bitcoin übereinstimmen. Meistens steigen oder fallen Altcoins mit Bitcoin.
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Der Pearson-Korrelationskoeffizient misst statistisch, wie stark sich die Preismuster zweier Coins ähneln. Ein Wert zwischen 0,70 und 0,90 deutet auf eine starke positive Korrelation hin.
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Aufgrund seiner Marktdominanz, historischen Rolle und seinem Einfluss auf die Marktstimmung hat Bitcoin eine steuernde Wirkung auf Altcoins. Wo Bitcoin hingeht, folgen oft die Altcoins.
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Trader selbst verstärken die Korrelation: Wenn der Bitcoin-Kurs steigt, wechseln viele Investoren zu Altcoins in der Hoffnung auf größere Gewinne.
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Die Korrelation kann vorübergehend schwächer werden durch Projektnews, Kapitalrotation, Hypes oder Regulierung. In solchen Fällen verhalten sich Altcoins unabhängiger von Bitcoin.
Was ist die Pearson-Korrelation zwischen Bitcoin und Altcoins?
Der Pearson-Korrelationskoeffizient ist ein Tool, das zeigt, wie stark zwei Variablen – wie Bitcoin und Ethereum – statistisch miteinander in Bezug auf Kursbewegungen zusammenhängen. Es betrachtet also, was mit dem Ethereum-Kurs passiert, wenn Bitcoin steigt oder fällt. Das Modell ergibt immer eine Zahl zwischen -1 und +1:
- +1 bedeutet eine perfekte positive Beziehung: Wenn Bitcoin 5% steigt, steigt auch der Altcoin um 5%
- 0 bedeutet keinerlei Zusammenhang
- −1 bedeutet eine perfekte negative Beziehung: Wenn Bitcoin 5% steigt, fällt der Altcoin um 5%
In der Kryptomarktgeschichte sehen wir viele positive Korrelationen, besonders zwischen Bitcoin und großen Altcoins. Es gibt bereits mehrere Studien zur Korrelation von Kryptowährungen. Zum Beispiel haben mehrere indonesische Universitäten Eine studie zu den 10 größten Kryptowährungen zwischen 2017 und 2022 durchgeführt. Daraus geht hervor, dass Währungen wie Ethereum, BNB und Litecoin oft eine Korrelation zu Bitcoin zwischen 0,70 und 0,90 aufweisen – ein starker Zusammenhang. Ihre Preise bewegen sich also meist in dieselbe Richtung wie Bitcoin.
Ein Beispiel: Die Korrelation zwischen Bitcoin und Ethereum beträgt laut Studie 0,9. Die Kurse bewegen sich also in den meisten Fällen in dieselbe Richtung. Wenn Bitcoin steigt, weil viele Bitcoin kaufen, steigt wahrscheinlich auch Ethereum.
Das bedeutet jedoch nicht, dass sie gleich stark steigen. Der Pearson-Koeffizient zeigt nur, wie ähnlich die Preismuster sind – nicht, wie groß die Veränderungen sind. Steigt Bitcoin um 5%, heißt das nicht, dass Ethereum ebenfalls um 5% steigt. Es könnten auch 3% oder 10% sein. Das hängt unter anderem von den Marktbedingungen ab. Gibt es zum Beispiel wichtige Ethereum-News, die den Kurs beeinflussen, kann Ethereum kurzfristig stärker steigen als Bitcoin.
Bei Stablecoins ist das anders. Diese Tokens sind oft an Fiatwährungen oder Edelmetalle wie Gold gekoppelt. Es ist plausibel, dass USDT fast 1:1 mit USDC korreliert, da beide dem US-Dollar folgen. Ein weiteres Merkmal von Stablecoins – besonders Fiat-Stablecoins wie USD-Stablecoins – ist, dass sie kaum mit Bitcoin oder Altcoins korrelieren. Die Korrelation liegt bei etwa 0,01, weil ihr Wert künstlich stabil bei etwa einem US-Dollar gehalten wird.
Warum gibt es eine Preiskorrelation zwischen Bitcoin und Altcoins?
Bitcoin und Altcoins zeigen aus verschiedenen Gründen eine Preiskorrelation. Die wichtigsten Erklärungen sind:
Bitcoin als Urvater des Kryptomarkts
Bitcoin war die erste Kryptowährung und ist seitdem sehr dominant auf dem Markt. Es hatte stets einen großen Marktanteil. In den letzten Jahren lag die Bitcoin-Dominanz meist zwischen 50% und 60%. Dadurch hat Bitcoin viel Einfluss auf die Kurse anderer Coins. Sinkt die Dominanz auf etwa 40% oder weniger, sprechen wir vorsichtig von einer Altcoin-Season – ein Begriff der Community, der darauf hinweist, dass Altcoins stark steigen, während Bitcoin zurückbleibt.
Bitcoin-Handelspaare als struktureller Faktor
Ein weiterer Grund für die Preiskorrelation liegt in der historischen Handelsstruktur: Viele Altcoins wurden traditionell gegen Bitcoin gehandelt statt direkt gegen Fiatgeld oder Stablecoins. Das bedeutet, der Wert eines Altcoins wird indirekt vom Bitcoin-Kurs beeinflusst. Fällt Bitcoin stark, müssen Altcoins in BTC gemessen günstiger werden, um attraktiv zu bleiben. Sonst steigt der Bitcoinpreis im Verhältnis zur Altcoin stark, was das Risiko für Investoren erhöht. Das führt oft zu Verkaufsdruck bei Altcoins – ihre Dollarpreise fallen. Auch wenn heute viele Altcoins mit USDT oder USDC gehandelt werden, bleibt der Einfluss der BTC-Paare groß. Diese technische Kopplung sorgt dafür, dass sich Bitcoin-Bewegungen schnell auf andere Coins auswirken.
Gemeinsame Ereignisse und Stimmung
Die Marktstimmung beeinflusst die Korrelation stark. Große Ereignisse wie das vierjährliche Bitcoin Halving, neue ETFs (z. B. der Ethereum ETF) oder politische Aussagen – etwa ein Tweet des US-Präsidenten – können große Auswirkungen auf den gesamten Kryptomarkt haben. Meist reagiert Bitcoin zuerst, positiv oder negativ. Danach folgt die restliche Marktbewegung. Altcoins bewegen sich meist in dieselbe Richtung, da solche News den gesamten Sektor betreffen. Es ist also kein Zufall, sondern ein wiederkehrendes Muster: Wo Bitcoin hingeht, folgen die Altcoins.
Trader investieren in Altcoins, wenn Bitcoin steigt
Investoren selbst sorgen ebenfalls für eine starke Korrelation. Wenn Bitcoin steigt, investieren Trader in Altcoins, da sie volatiler sind und höhere Gewinne versprechen. Altcoins haben eine geringere Marktkapitalisierung, was bedeutet, dass Käufe und Verkäufe einen größeren Kurseinfluss haben. Wenn Trader anfangen, Bitcoin zu verkaufen, entsteht oft Panik – auch Altcoins werden verkauft.
Welche Faktoren gefährden die Korrelation zwischen Bitcoin und Altcoins?
In Bullen- und Bärenmärkten ist die Korrelation meist hoch. Es gibt aber Phasen, in denen sie abnimmt. Hier einige typische Faktoren:
Projektspezifische News oder Entwicklungen
Wenn es Neuigkeiten zu einem bestimmten Altcoin gibt – etwa ein neues Partnerschaftsprojekt, wichtige Updates oder ein Hack – kann es sein, dass nur dieser Coin im Preis schwankt, während Bitcoin stabil bleibt.
Kapitalrotation innerhalb des Marktes
In bestimmten Phasen verlagern Investoren ihr Kapital, um Gewinne zu maximieren oder abzusichern. In frühen Bullmarkten investieren viele zunächst in Bitcoin, da er als sicherer gilt. Neue Investoren beginnen oft mit Bitcoin. In dieser Phase steigt Bitcoin meist schneller als Altcoins, wodurch die Korrelation sinkt.
Später nimmt die Bitcoin-Dominanz ab, und Investoren trauen sich, mehr Risiko mit Altcoins einzugehen – in der Hoffnung auf mehr Rendite (Altseason). Dann sinkt die Korrelation, weil verschiedene Altcoins steigen, während Bitcoin kaum bewegt.
Auch in Bärenmärkten oder bei schlechten News fliehen Anleger in Bitcoin (als sicherer Hafen) oder Stablecoins. Altcoins können dann stark fallen, während Bitcoin stabil bleibt oder weniger stark fällt.
Temporäre Hypes
Auch kurzfristige Hypes können die Korrelation schwächen – z. B. Memecoins, KI- oder DeFi-Hypes. Bestimmte Coins oder Sektoren steigen oder fallen dann unabhängig vom Bitcoin-Kurs.
Regionale Regulierung oder Delistings
Wenn ein Coin von einer großen Börse entfernt wird oder ein Land ihn reguliert oder verbietet (z. B. Privacy-Coins), kann sein Kurs stark schwanken – ohne dass sich Bitcoin oder andere Altcoins mitbewegen.
Fazit
Die Preiskorrelation zwischen Bitcoin und Altcoins ist ein grundlegendes Merkmal des Kryptomarkts. Meist bewegen sich Altcoins in dieselbe Richtung wie Bitcoin – wegen Marktdominanz, gemeinsamer Stimmung und Investorenverhalten. Der Pearson-Korrelationskoeffizient ist ein zuverlässiges statistisches Mittel, um diesen Zusammenhang zu messen. Aber die Korrelation ist nicht absolut. Projektspezifische News, Marktdynamik oder externe Faktoren wie Regulierung können dafür sorgen, dass sich Altcoins zeitweise unabhängig von Bitcoin bewegen. Ein Verständnis dieser Dynamik ist entscheidend für alle, die aktiv in Kryptowährungen investieren oder handeln.